Die canine Leishmaniose ist eine Erkrankung, die durch das Protozoon Leishmania infantum verursacht und von Sandmücken übertragen wird. Die klinischen Symptome der Erkrankung sind hochgradig polymorph und beinhalten neben allgemeinen Symptomen wie Gewichtsverlust, Lethargie und Anämie auch spezifische Organveränderungen wie Hautläsionen, Nierenschädigungen und Augenveränderungen. Pathologische Veränderungen an den Augen treten mit einer Prävalenz von bis zu 92% bei Hunden mit Leishmaniose relativ häufig auf. Auch die alleinige Manifestation der Erkrankung an den Augen wird bei 4-16% der erkrankten Hunde beobachtet. Bei diesen Hunden erfolgt der Therapiebeginn häufig stark verzögert, was die Genesungsrate deutlich reduziert. Die Veränderungen an den Augen sind vielfältig und es können nahezu alle Bestandteile des Auges betroffen sein. So können beispielsweise Blepharitis (Entzündung des Lidrandes), periokulare Alopezie (Haarverlust im Augenbereich), Konjunktivitis (Bindehautentzündung), Keratokonjunktivitis (Entzündung von Bindehaut und Hornhaut), Hornhautgeschwüre, Uveitis (Entzündung der Gefäßhaut des Auges), Orbitalphlegmone (Entzündung der Augenhöhle) und auch eine Myositis (Muskelentzündung) der extraokularen Muskulatur auftreten. Viele dieser Erkrankungen sind schwerwiegend und können dramatische Folgen wie Erblindung und Augenverlust haben. Die Rolle des Immunsystems bei der Entwicklung von Symptomen der Leishmaniose-Erkrankung ist gut untersucht. So ist bekannt, dass Hunde mit vorwiegend humoraler Immunantwort oft schwer erkranken, während Hunde mit vorwiegend zellulärer Immunreaktion keine oder geringgradige Symptome zeigen. Von daher ist es nicht erstaunlich, dass auch bei der Pathogenese der Augenveränderungen immunologische Prozesse als Auslöser diskutiert werden. Bislang existieren jedoch nur wenige Studien zu diesem Thema und die immunologischen Prozesse, die bei einer Leishmaniose-Erkrankung am/im Auge ablaufen können, sind größtenteils unaufgeklärt.

Im Rahmen einer nun publizierten Studie wurden Untersuchungen an 53 Hunden durchgeführt, die sich auf natürlichem Wege mit Leishmaniose infiziert hatten und die okulare oder periokulare Veränderungen aufwiesen. Als Kontrollgruppe dienten 10 nicht infizierte Hunde, von denen 5 Tiere gesund waren und 5 Tiere eine Uveitis aufgrund eines Lymphoms entwickelt hatten. Da auch eine Ehrlichiose Augenveränderungen wie beispielsweise Uveitis hervorrufen kann, wurde eine Infektion mit Ehrlichia canis bei allen Hunden der Studie ausgeschlossen. Die ophthalmologische Untersuchung umfasste die Inspektion der Augenlider und des Augapfels mit einer fokalen Lichtquelle und Spaltlampen-Biomikroskopie. Die Augenlinse, der Glaskörper und der Fundus wurden mittels direkter monokularer Ophthalmoskopie und/oder indirekter binokularer Ophthalmoskopie beurteilt. Die Tränenproduktion wurde mit dem Schirmer-Tränentest gemessen. Das Vorhandensein von Hornhautläsionen und die Permeabilität des Tränen-Kanals wurden mittels Fluorescein-Tests überprüft. Der Augeninnendruck wurde mit einem Applanations-Tonometer bestimmt. Bei allen Hunden, die eine Trübung der Augen aufwiesen, wurde zudem eine okulare Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Neben einer Blutprobenentnahme wurde den betroffenen Hunden auch Kammerwasser aus dem Auge entnommen, um sowohl Gesamt-IgG als auch Anti- Leishmania infantum-IgG in beiden Flüssigkeiten mittels ELISA-Test zu bestimmen.

Im Ergebnis wurden bei 51/53 (96,2%) der Hunde bilaterale und bei 38/53 (71,7%) der Hunde symmetrische Veränderungen an den Augen entdeckt. Die meisten ophthalmologischen Befunde entsprachen einer Keratokonjunktivitis (71,7%; 38/53 Hunde), einer Hyperplasie der konjunktivalen Lymphfollikel der Nickhaut (54,7%; 29/53 Hunde) und einer Blepharitis (50,9 %; 27/53 Hunde). Es entwickelten weiterhin 16 Hunde (30,2%) Hornhautgeschwüre unterschiedlicher Tiefe, 11 Hunde entwickelten eine Uveitis (20,7%). Eine Uveitis anterior wurde bei 18,9% der 11 Hunde mit Uveitis beobachtet, bei 9 dieser Hunde (81,8%) entwickelte sich die Erkrankung bilateral. Die Uveitis trat akut fibrinös auf und war gekennzeichnet durch das Vorhandensein eines generalisierten Hornhautödems, tiefer perilimbischer Neovaskularisation, Irisödem und Miosis. Weiterhin wurde bei vielen Hunden ein Abfall des Augeninnendruckes beobachtet. Zwei Hunde mit Uveitis entwickelten zügig ein Sekundärglaukom.

Interessant und möglicherweise praxisrelevant waren vor allem die Ergebnisse der immunologischen Untersuchungen: Bei 73,6% (39/53) der infizierten Hunde wurde spezifisches Anti-Leishmania infantum-IgG im Kammerwasser nachgewiesen. Die Antikörperwerte waren bei Hunden mit Leishmaniose signifikant (sechsfach) höher als bei den Kontrollhunden. Eine Korrelation zwischen spezifischem IgG bzw. Gesamt-IgG in Kammerwasser und Serum desselben Hundes wurde nicht festgestellt. Antikörper im Kammerwasser wurden unabhängig von Antikörpern im Serum gefunden und die Spiegel in Serum und Kammerwasser schwankten auch unabhängig voneinander. Die im Kammerwasser vorhandenen Antikörper waren somit (zumindest nicht in ihrer Gesamtheit) nicht auf eine Übertragung aus dem Blutstrom zurückzuführen, wie zuvor angenommen. Es wurde weiterhin ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Höhe der Antikörperspiegel und der Stärke der klinischen Symptome am Auge festgestellt. Die höchsten Werte von spezifischen Anti-Leishmania infantum-IgG im Kammerwasser wurden bei Hunden mit Uveitis anterior ermittelt. Die Uvea besteht aus einem intensiv vaskularisierten Netzwerk und ist daher sehr anfällig für Entzündungs- und Immunreaktionen. Daher können sowohl die Uvea als auch die Bindehaut die Rolle eines akzessorischen Lymphknotens für das Auge übernehmen.

Bislang ging man eher davon aus, dass die okularen Symptome bei Hunden mit Leishmaniose vor allem durch den Erreger selbst oder durch den Transport löslicher Immunkomplexe aus dem Kreislauf ins Auge ausgelöst werden. Die Ergebnisse der aktuellen Studie unterstützen allerdings die Hypothese einer lokalen Produktion von Antikörpern im Kammerwasser. Diese Antikörper verbinden sich vermutlich mit den lokal vorhandenen Antigenen (Migration von parasitierten Makrophagen) zu Immunkomplexen, welche Entzündungsreaktionen im Auge auslösen. Dass auch im Auge selbst eine humorale Immunantwort zu finden ist, eröffnet möglicherweise neue Therapieoptionen. Inwiefern die aktuell zur Verfügung stehenden Immunmodulatoren allerdings die Blut-Augen-Schranken passieren können, ist aktuell unklar. Vielleicht lassen sich zukünftig lokal am Auge einsetzbare Immunmodulatoren entwickeln, der Bedarf ist nach unserer Einschätzung jedenfalls hoch.

Quelle: Vet Med Sci. 2022 Oct 17; 1-13.

Helfen Sie mit und melden uns aussergewöhnliche Zeckenaktivitäten per Mail an:

jeanette.bierwolf@parasitus.com

 

AKTUELLE MELDUNGEN :

07.11.2022

38899 Hasselfelde Richtung Talsperre; vom 30.10.-05.11.2022 hohe Aktivität von Ixodes ricinus und Dermacentor reticulatus, 60-100 Zecken pro Hund und Stunde trotz Repellent.

Zur Info !

Das Hepatozoonose Forum wurde vor einigen Jahren geschlossen.

Stattdessen betreiben wir eine geschlossene nichtöffentliche

Facebookgruppe für Tierhalter deren Tiere den Befund HEPATOZOONOSE erhalten haben.

Interessierte können uns gerne über Email:  anmeldung@hepatozoonose.de  eine Befundkopie zukommen lassen, zusammen mit der Email Adresse, mit der sie bei Facebook registriert sind und der kurzen Bitte um Aufnahme in die Gruppe.

Die Freischaltung/Einladung  zur Gruppe erfolgt dann manuell.

Vielen Dank

Bitte versenden Sie Ihre Proben unbedingt als Maxibrief mit der Deutschen Post, da über lokale Postersatzdienste (z. B. „Brief und mehr“ im Raum Münster) versendete Proben häufig nicht zugestellt werden und diese auch längere Versandzeiten haben.

Leider können wir keine verschlossenen Proben mehr von Ihnen annehmen. Dies liegt darin begründet, dass wir seit Februar 2022 eine Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 22 Euro (abhängig von den Transportkosten) nachzahlen müssen.

Alternativ empfehlen wir die folgende Vorgehensweise eines offenen Probenversandes:

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Den Umschlag versenden Sie bitte ausschließlich als Standardbrief. Es ist kein Express-Versand notwendig, da uns Proben aus der Schweiz beispielsweise innerhalb von 2 Werktagen erreichen.

Borrelien und Babesien in polnischen Zecken, die aus menschlicher Haut entfernt wurden: Langzeitstudie zur Prävalenz und zum Auftreten von Co-Infektionen

Mit jährlich 85.000 gemeldeten Fällen in Europa ist die Lyme-Borreliose die häufigste vektorübertragene Erkrankung beim Menschen. Die geschätzte Inzidenz der Borreliose in Polen stieg in den vergangenen Jahren dramatisch von 20,3 Fällen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2007 auf 53,6 Fälle pro 100.000 Einwohner im Jahr 2019. Dies entspricht auf die Gesamteinwohnerzahl Polens gerechnet einem durchschnittlichen Anstieg von 7.735 Fällen im Jahr 2007 auf 20.614 Fälle im Jahr 2019. Mindestens fünf Borrelienarten gelten als humanpathogen: Borrelia (B.) burgdorferiB. gariniiB. afzeliiB. spielmanii sowie B. bavariensis. Es wird vermutet, dass jede dieser Spezies mit unterschiedlichen klinischen Manifestationen assoziiert ist. So verursacht eine Infektion mit B. burgdorferi oft Gelenksentzündungen, während Infektionen mit B. garinii eher zu neurologischen Symptomen führen.

Die Erkrankung Babesiose tritt beim Menschen mit 60 bestätigten Fällen in Europa nur sehr selten auf, der Erreger Babesia divergens scheint hier die größte Rolle zu spielen. Die klinischen Symptome sind mit Fieber, grippeähnlichen Symptomen, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Schweißausbrüchen meist eher unspezifisch, was die Diagnose erschwert und damit das Einleiten einer adäquaten Behandlung oft verzögert. Hin und wieder kommen auch Infektionen mit Babesia microti vor, welche bei immunkompetenten Personen meist asymptomatisch verlaufen. Trotzdem kann der Erreger eine Rolle spielen, da die Erkrankung nach einer Blutspende bei immunsupprimierten Personen schwer verlaufen kann. Die transfusionsbedingte Babesiose wird beim Menschen jedenfalls zunehmend beschrieben, vor allem aus den USA sind schwere Verläufe bekannt.

Zecken der Art Ixodes ricinus (Holzbock) machen in Europa 90-100% der aus menschlicher Haut entfernten Zecken aus. Auch die Art Dermacentor reticulatus (Auwaldzecke) kommt hin und wieder vor, wenn auch sehr viel seltener. Beide Zeckenarten sind kompetente Vektoren für eine Vielzahl von Erregern. Einige dieser Zecken beherbergen sogar Co-Infektionen, also Infektionen mit mehreren Erregern, welche nach Übertragung auf den Menschen besonders schwer zu diagnostizieren sind. Eine Co-Infektion mit mehreren Erregern kann die Schwere der einzelnen Erkrankungen erheblich verstärken und Konsequenzen für die Therapie haben. Zur Prävalenz bestimmter Krankheitserreger in Zecken, die bereits am Menschen gesaugt haben, existieren nur wenige Untersuchungen.

Eine aktuelle Langzeitstudie aus Polen erforschte die Prävalenz, das Vorhandensein von Co-Infektionen und die Verbreitung von Borrelien- und Babesienarten in Zecken, die bereits menschliches Blut gesaugt hatten. Hierfür wurden im Zeitraum 2016-2019 jeweils in den Monaten März bis November Zecken gesammelt, die entweder vom Arzt oder dem Patienten selbst aus der Haut entfernt worden waren. Die Art und das Entwicklungsstadium der Zecken wurden morphologisch unter Verwendung eines standardisierten taxonomischen Schlüssels bestimmt. Es wurden zudem Screenings auf Borrelien und Babesien durch verschiedene molekularbiologische Verfahren durchgeführt, im Rahmen derer auch die Erregerart identifiziert wurde.

Im Untersuchungszeitraum wurden so insgesamt 1.953 Zecken der Arten Ixodes ricinus (97%) und Dermacentor reticulatus (3%) aus menschlicher Haut entfernt und eingesandt.

Im Fall von Ixodes ricinus waren 2,9% der Zecken im Larvenstadium und 68,7% im Nymphenstadium, 27,7% wurden als adulte Weibchen und 0,7% als adulte Männchen identifiziert. Die Aktivität der Holzböcke zeigte 2 Gipfel: Der erste Peak konnte im Juni beobachtet werden, im Oktober war ein zweiter Gipfel auffällig. Allerdings war die durchschnittliche Anzahl der im Oktober gesammelten Zecken fast viermal geringer als im Juni. Die Prävalenz der Borrelien-Infektion betrug bei dieser Zeckenart im Durchschnitt 25,3%, über den Studienzeitraum konnte allerdings ein Rückgang der Prävalenz von 30,2% im Jahr 2016 auf 23,4% im Jahr 2019 ermittelt werden. Es wurde weiterhin ein signifikanter Effekt des Entwicklungsstadiums der Zecken beobachtet. So wurde Borrelien-DNA in 9,3% der Larven, in 24,7% der Nymphen und in 28,4% der adulten Zecken nachgewiesen. Der in   dieser Zeckenart am häufigsten nachgewiesene Borreliose-Erreger war B. afzelii (65,3%) gefolgt von B. burgdorferi (10,8%), B. garinii (8,8 %), B. valaisiana (5,2%), B. spielmanii (1,2%) und B. lusitaniae (0,4 %). Bei 8,4 % der untersuchten Zecken wurde der für den Menschen gefährliche Erreger B. miyamotoi identifiziert.

Bezüglich einer Babesiose-Infektion wurden 1,3% der eingesendeten Zecken der Art Ixodes ricinus Babesien-positiv getestet. Zwischen den Geschlechtern oder dem Entwicklungsstadium wurden keine signifikanten Unterschiede detektiert. Bei 60% der Babesiose-positiven Zecken wurde als Erreger Babesia microti ermittelt, 33,3% enthielten Babesia venatorum und bei 0,7% der Zecken wurde der für Hunde gefährliche Erreger Babesia canis identifiziert.

Im Fall der Art Dermacentor reticulatus wurden im Untersuchungszeitraum insgesamt 63 Zecken aus menschlicher Haut entfernt, davon 65% adulte Weibchen und 35% adulte Männchen. Die meisten dieser Zecken wurden in den Monaten März bis Mai gefunden, im Juli und August wurden keine Zecken eingesendet. Die Prävalenz der Borrelien-Infektion betrug bei Dermacentor reticulatus über den gesamten Studienzeitraum betrachtet im Mittel 12,7%. Die Häufigkeit einer Infektion entwickelte sich von 20% im Jahr 2016 über 25% im Jahr 2017 auf 7,7% im Jahr 2018 und 14,3% im Jahr 2019. Als einzige Erregerart wurde B. afzelii nachgewiesen. Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen adulten Zecken war statistisch nicht signifikant, beide Geschlechter waren gleichermaßen infiziert. Im gesamten Studienzeitraum waren zudem 2,8% der Zecken mit dem Erreger Babesia canis identifiziert.

Das Auftreten von Co-Infektionen wurde nur beim Holzbock untersucht. Als häufigste Co-Infektion wurde eine Infektion mit Borrelia afzelii und Babesia microti ermittelt. Bei Borrelien-positiven Zecken wurde eine Co-Infektion mit Babesien (2,7%) häufiger beobachtet als bei nicht mit Borrelien infizierten Zecken (0,8%). Ob die beobachteten Funde auf positive Interaktionen zwischen diesen Erregern zurückzuführen sind, ist schwer zu beurteilen. Die Infektionen könnten im Nymphenstadium durchaus auch gleichzeitig erworben worden sein, da beide Erreger mit demselben tierischen Wirt (Nagetiere) assoziiert sind.

Zusammenfassend bestätigt die Studie die bekannte relativ hohe Prävalenz von Borreliose-Erregern in Zecken, die bereits menschliches Blut gesaugt haben. Obwohl eine Infektion mit B. afzelii die Mehrheit der in der Studie nachgewiesenen Borreliose-Erreger darstellt, sollte das Risiko einer Infektion mit B. miyamotoi beim Menschen nicht unterschätzt werden, da dieser das sogenannte Rückfallfieber verursacht. Auch Zecken der Art Dermacentor reticulatus können Borreliose-Erreger in sich beherbergen. Die Fragestellung, inwiefern diese Zecken die Erreger auf Wirte übertragen können, kann mit dem bisherigen Kenntnisstand jedoch noch nicht zufriedenstellend beantwortet werden.

Die in der Studie ermittelte niedrige Babesien-Prävalenz legt nahe, dass das Risiko einer menschlichen Infektion vernachlässigbar ist, was mit der sehr geringen Anzahl von beim Menschen gemeldeten Fällen in Polen im Einklang steht.

Quelle: Parasites Vectors. 2021 July 01;14:348-360.

Aufgrund einiger Nachfragen möchten wir an dieser Stelle Informationen zur Erkrankung Brucellose zur Verfügung stellen.

Brucellen: Bei Brucellen handelt es sich um gramnegative Stäbchenbakterien der Gattung Brucella. Brucellen sind obligat intrazellulär, können bei Umgebungstemperaturen aber in Urin, Staub, Wasser oder Erde und insbesondere auch in Milch und Milchprodukten mehrere Tage bis einige Wochen überleben. Beim Hund spielt der Erreger Brucella canis die Hauptrolle. In Europa extrem selten (Einzelfälle) sind aber auch Infektionen mit Brucella suisBrucella abortus und Brucella melitensis möglich. Im Jahr 2018 wurde ein Fall von Brucella suis bei einem Hund in Holland beschrieben, die Ansteckung erfolgte vermutlich über Rohfleischfütterung (BARF), wobei das Fleisch in dem Fall aus Argentinien bezogen wurde. Im Jahr 2017 wurde ein Fall von Brucella abortus  bei einer Hündin in Jena beschrieben, welche unter Pyometra litt. Der Erreger Brucella melitensis spielt mittlerweile bei Hütehunden im Iran eine größere Rolle, in Europa scheinen noch keine Fälle bekannt zu sein.

Brucella canis:

Vorkommen: Weltweit, in Europa vor allem Rumänien, Ungarn, England, Südfrankreich, Spanien und Polen. Es wird allgemein angenommen, dass Länder mit einer großen Population streunender Hunde eine höhere Infektionsprävalenz aufweisen.

Infektionsverlauf: Der Erreger gelangt über die Schleimhaut und kleinere Hautverletzungen in den Organismus, wo er von phagozytierenden Makrophagen aufgenommen und zu den Geschlechtsorganen und den Organen des Lymphsystems transportiert wird. Der Erreger wird über Kot, Urin, Milch, Sperma, Vaginalausfluss und Fruchtwasser infizierter Tiere ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt aber in der Regel über den Deckakt, manchmal auch oral durch Aufnahme infizierter Plazenten, abortierte Feten oder über kontaminierten Vaginalausfluss, Fruchtwasser oder Urin. Rüden übertragen den Erreger mit dem Sperma vor allem 6-8 Wochen nach der Infektion. Mit steigendem Abstand zum Infektionszeitpunkt verringert sich zwar die Keimzahl, jedoch kann eine persistierende Ausscheidung noch mindestens 2-3 Jahre (teilweise sogar bis zu 5,5 Jahre) nach der Infektion beobachtet werden. Bei der Hündin erfolgt die Ausscheidung von Brucella canis über den Urin für mindestens drei Monate nach Infektion. Eine Übertragung des Erregers zwischen Hunden ist auch durch eine Bluttransfusion denkbar.

Symptome: Nach ein bis vier Wochen kommt es bei den betroffenen Hunden zu Bakteriämie und Lymphangitis, teilweise auch mit Fieber. Antikörper werden jedoch erst vier bis zwölf Wochen nach der Infektion gefunden. Die Bakteriämie kann mehrere Monate bestehen und so lange sind auch hohe Antikörpertiter nachweisbar. Wenn der Erreger sich ins Gewebe zurückzieht und keine Bakteriämie mehr vorherrscht, sinken die Antikörpertiter wieder ab. Die Erkrankung persistiert im Tier zwischen sechs Monaten und 5,5 Jahren.

Symptome Rüden (oft schubweise): Hoden- und Nebenhodenentzündung, Skrotaldermatitis, Hodenabszesse, Sterilität, steifes Laufen auf den Hintergliedmaßen (Schmerzen).

Symptome Hündin: Aborte zwischen dem 45. und 50. Trächtigkeitstag, anschließend oft Metritis und Sterilität der Hündin. Welpen sterben häufig in den ersten Tagen nach der Geburt.

Weitere Symptome (beide Geschlechter): Spondylitis, Spondylosen, Osteomyelitis, Dermatitis, Uveitis, Meningoencephalitis.

Diagnostik: Der Nachweis der Brucellen gestaltet sich nicht ganz einfach, Antikörper im Serum sind frühestens drei bis acht Wochen nach Infektion mittels Objektträgeragglutinationstest oder ELISA möglich. Bei positiver Serumagglutination sollte das Ergebnis unbedingt mittels Blutkultur überprüft werden, da die routinemäßig verfügbaren Serumagglutinationstests oft falsch positive Ergebnisse ergeben. Eine Vorbehandlung der Serumprobe mit 2-Mercaptoethanol reduziert die Anzahl falsch positiver Proben. Erreger können meist in Proben aus Sperma, Urin oder Abortmaterial nachgewiesen werden, der Nachweis über die Blutkultur ist der Goldstandard. Brucellen können bei infizierten Tieren in der Blutkultur ein bis fünf Monate nach der Infektion relativ sicher nachgewiesen werden. Sechs bis zwölf Monate nach Infektion sind noch über 80 Prozent der Proben positiv, ab dem zwölften Monat gelingt der Nachweis nur noch bei etwa 50 bis 80 Prozent der infizierten Tiere. In Urinproben lassen sich Brucellen meist innerhalb von zwei bis fünf Monaten und in Spermaproben innerhalb von 12 Monaten nach der Infektion nachweisen. Der Labordienstleister IDEXX hat für den Hund 2019 eine Publikation mit PCR-Test auf Brucella spp. veröffentlicht.

Therapie: Mögliche Therapieversuche beinhalten eine antibiotische Behandlung mit Tetracyclin, Dihydrostreptomycin, Gentamycin, Minocyclin, Doxycyclin oder der Wirkstoffgruppe der Fluorochinolone, wobei in der Regel mit einer Kombination verschiedener Antibiotika behandelt wird. Die Therapie führt allerdings selten zu einer Erregerelimination, da sich die Brucellen eher intrazellulär aufhalten. Als wenig erfolgversprechend gelten Monotherapien. Häufig treten schubweise Bakteriämien auf, die immer wieder therapiert werden müssen. Es ist zudem nachgewiesen, dass sich der Erreger aus der Prostata nicht eliminieren lässt, da die Antibiotika das Gewebe hier kaum erreichen. Betroffene Rüden sollten zur Verringerung der Erregerausscheidung unbedingt kastriert werden, ein gewisses Infektionsrisiko für andere Hunde und Menschen bleibt jedoch weiter bestehen.

Mensch: Eine Infektion des Menschen mit dem Erreger Brucella canis erfolgt nur in seltenen Fällen, viel stärker humanpathogen sind Brucella melitensis (Maltafieber), Brucella suis und Brucella abortus (Morbus Bang). Eine Übertragung von Brucella canis auf den Menschen geschieht meist über Blut, 90 % der Infektionen verlaufen subklinisch oder mit milden und unspezifischen Symptomen (Fieberphasen mit Lymphknotenschwellung). Die antibiotische Therapie zeigt beim Menschen deutlich bessere Erfolge als beim Hund, hier wird in der Regel mit Tetracyclinen (ggf. zusätzlich Streptomycin) therapiert. Insgesamt scheinen für eine Infektion mit Brucella canis eher Hundezüchter und Veterinärmediziner (Blutentnahme) gefährdet zu sein, Hundebesitzer haben nur ein geringes Risiko. Laut dem infektionsepidemiologischen Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten des Robert-Koch-Instituts wurden dem RKI im Jahr 2019 37 Brucellose-Erkrankungen übermittelt (17 Männer und 20 Frauen). Für 30 Erkrankungen wurde mindestens ein wahrscheinliches Infektionsland genannt (31 Nennungen), für 25 Erkrankungen (83%) lag dieses im Ausland (25 Nennungen). Am häufigsten wurden hier die Türkei (6 Nennungen), der Irak (5) und Spanien (3) genannt. Bei 18 von 18 Erkrankungen mit Angaben zur Erregerdifferenzierung wurde Brucella melitensis als Erreger angegeben. Es wurden keine Todesfälle aufgrund von Brucellose übermittelt. In Deutschland wird allerdings nicht speziell auf Brucella canis getestet, der Erreger fällt unter Brucella spp.

Achtung: Die Brucellose beim Menschen ist gemäß Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. Dem Gesundheitsamt muss gemäß § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Brucella spp., soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet werden.

Empfehlungen für die Praxis: Der Erreger ist wenig widerstandsfähig in der Umwelt und wird durch alle gängigen Desinfektionsmittel abgetötet. Brucellen werden auch in wässriger Suspension durch Temperaturen von mehr als 60 °C innerhalb von 10 Minuten abgetötet. Infizierte Tiere sollten unbedingt kastriert werden, um die Erregerausscheidung zu verringern. Tierärzte sollten Handschuhe bei der Blutentnahme tragen, wenn bei einem Hund der Verdacht auf Brucellose besteht.

Quellen:
Robert-Koch-Institut.
Bundestierärztekammer.
Canine Brucellose – eine unterschätzte Zoonose? Axel Wehrend, Sandra Goericke-Pesch, Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen.
Canine Brucellose – Ein Globalisierungsproblem? Mima Hohmann, Deutsches Tierärzteblatt 08/2012.

Bei der Leishmaniose handelt es sich um eine Erkrankung, die durch den Vektor Sandmücke übertragen und durch Erreger der Gattung Leishmania hervorgerufen wird. Im südeuropäischen Mittelmeerraum ist die Art Leishmania infantum von großer Bedeutung, hier sind mindestens 2,5 Millionen Hunde mit dem Erreger infiziert. Aufgrund seines zoonotischen Charakters stellt dieser Erreger auch eine potentielle Gefahr für den Menschen dar, wobei in der Regel eher immuninkompetente Personen klinisch erkranken. Innerhalb der Endemiegebiete Europas ist die canine Leishmaniose unregelmäßig verteilt und weist eine starke Variabilität an Infektionsraten bis hin zu hyperendemischen Schwerpunkten auf. Die italienische Insel Sardinien gilt schon lange als Endemiegebiet für das Vorkommen der Erkrankung Leishmaniose, hier wurden neben dem gehäuften Auftreten bei Hunden zwischen 1922 und 2014 auch mehr als 250 Erkrankungen beim Menschen gezählt. Auch erschienen kürzlich 2 Fallberichte, die von Erkrankungen bei Katzen auf der Insel berichteten. Sardinien ist die zweitgrößte Insel im Mittelmeer und das Klima der Insel ist geprägt von heißen und trockenen Sommern mit milden und feuchten Wintern. In städtischen und ländlichen Regionen der Insel konnten bislang Sandmücken der Arten Phlebotomus perfiliewi und Phlebotomus perniciosus als Vektoren des Erregers Leishmania infantum nachgewiesen werden.

Im Rahmen einer im November 2020 veröffentlichten epidemiologischen Studie wurden nun erstmals die Seroprävalenz und die Risikofaktoren des Auftretens einer Leishmaniose-Infektion bei Hunden auf Sardinien untersucht. Hierfür wurden im Studienzeitraum 2012-2018 Blutproben und klinische Daten von Hunden gesammelt, die dauerhaft auf der Insel lebten und älter als 6 Monate waren. Die Gesamtpopulation der Insel wird auf 542224 Hunde geschätzt, von denen 1147 Tiere in die Studie aufgenommen wurden. Jeder Studienteilnehmer wurde einer vollständigen klinischen Untersuchung unterzogen, wobei der Schwerpunkt auf dem Vorhandensein klinischer Zeichen einer Leishmaniose-Erkrankung lag. Zusätzlich wurden Daten zu Geschlecht, Alter, Rasse, Körpergröße und Haarlänge sowie Informationen zu Lebensraum, Haltungsbedingungen (Außenhaltung oder Wohnungshaltung) und nächtlicher Zugang zu Schutzhütten analysiert. Die Tierbesitzer wurden zudem hinsichtlich ihrer Maßnahmen zur Sandmückenprophylaxe befragt. Als Resultat der Befragung wurden die an der Studie teilnehmenden Hunde in 2 Gruppen eingeteilt (Familienhund oder Zwingerhund). Mittels IFAT wurde das Serum der Tiere auf IGG-Antikörper gegen Leishmanien untersucht, ein Titer von ≥ 1:80 wurde als seropositiv festgelegt. Tiere, deren Probe nur eine Fluoreszenz bei einer Verdünnung von 1:40 zeigte, wurden als exponiert, aber nicht infiziert definiert. Alle Daten wurden unter Verwendung eines Chi-Quadrat-Tests statistisch analysiert, die Beziehung zwischen einer Infektion und einer der verfügbaren Variablen wurde mittels bivariater und multivariater Regressionsanalyse ermittelt.

Von den 1147 in die Studie eingeschlossenen Hunden waren 812 Tiere in Zwingerhaltung untergebracht, 335 Tiere wurden von ihren Besitzern als Familienhunde gehalten. Die Stichprobe war vom Geschlecht her ausgewogen, 51,3% der Hunde waren weiblichen und 48,7% waren männlichen Geschlechts. 15,4% der untersuchten Hunde waren mit einem IFAT-Titer von ≥ 1:80 seropositiv, während 7,4% der Tiere als exponiert, aber nicht infiziert eingestuft wurden. Die spezifischen Antikörpertiter gegen Leishmania infantum lagen in der Studie im Bereich von 1:40 bis 1: 10240, 11,4% der Tiere hatten einen IFAT-Titer ≥ 1: 160 und 8,6% hatten einen IFAT-Titer ≥ 1: 320. Basierend auf der körperlichen Untersuchung wurden bei 44,1% der seropositiven Tiere mit einem Titer von ≥ 1:80 klinische Anzeichen einer Leishmaniose-Erkrankung gefunden. Allgemeine klinische Symptome wie ein schlechtes Allgemeinbefinden oder eine generalisierte Lymphadenomegalie wurden bei 29,4% der seropositiven Hunde beschrieben. Die in der Studie am häufigsten gefundenen klinischen Symptome waren kutane und mukokutane Läsionen (37,9%), exfoliative Dermatitis (24,3%), ulzerative Dermatitis (13,6%), Krallenveränderungen (18,1%), Hyperkeratose (5,1%) und Augenschäden (5,1%). Bei der Detektion von Leishmanien-Antikörpern wurden wie auch in Studien zuvor Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt. Antikörper wurden bei männlichen Tieren mit 18,1% signifikant häufiger gefunden als bei weiblichen Tieren (12,9%). Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Immunantwort könnten hier eine Rolle spielen. Als weiteres Ergebnis nahm die Anzahl seropositiver Hunde mit dem Lebensalter zu, was sicherlich mit einem erhöhten Risiko einer Exposition gegenüber dem Vektor Sandmücke zu erklären ist. Auch war die Prävalenz in der Gruppe der reinrassigen Hunde mit 29,6% deutlich höher als in der Gruppe der Mischlinge (12,9%), was mit den Angaben in der Literatur übereinstimmt. So ist bekannt, dass einige Hunderassen wie Boxer, Cocker Spaniel, Rottweiler und Deutscher Schäferhund anfälliger für die Entwicklung einer klinischen Erkrankung sind. Entgegen der Vermutung waren mit 27,2% signifikant mehr Familienhunde Titer-positiv als Zwingerhunde (10,6%). Ein ähnliches Verteilungsmuster wurde bereits in einer Studie aus Bosnien und Herzegowina gefunden, wo Hunde, die einen Besitzer hatten, mit 31,6% häufiger mit Leishmaniose infiziert waren als Straßenhunde (15,3%). Erklärbar scheint dies mit der Tatsache, dass ohne Ausnahme alle Zwingerhunde in der Studie Maßnahmen der Sandmückenprophylaxe durch ihren Halter erfahren hatten, während in der Gruppe der Familienhunde 15,2% der Tiere keinerlei prophylaktische Maßnahmen erhielten. Möglicherweise könnten Familienhunde mit ihrer eher bewegungsarmen Lebensweise auch anfälliger für Infektionen sein und aufgrund ihres beschränkten Lebensradius` von Sandmücken leichter gefunden und gestochen werden. Darüber hinaus ist aus anderen Studien bereits bekannt, dass der Aufenthalt in der Nähe menschlicher Behausungen mit einem höheren Infektionsrisiko bei Hunden verbunden ist.

Die vorliegende Studie ist die erste groß angelegte epidemiologische Untersuchung zum Vorkommen der Leishmaniose bei Hunden auf Sardinien. Sie bestätigt die lange bestehende Vermutung eines endemischen Auftretens der Leishmaniose bei Hunden auf Sardinien mit einer ähnlichen Seroprävalenz, wie sie auch vom italienischen Festland bekannt ist. Mehr als die Hälfte der seropositiven Hunde in der Studie wurden von ihren Besitzern als gesund beschrieben und zeigten keinerlei klinische Auffälligkeiten. Die Ergebnisse der Untersuchungen bestätigen daher die Hypothese, dass die klinischen Fälle einer Leishmaniose-Erkrankung in den endemischen Gebieten nur einen Bruchteil der Fälle von Leishmaniose-Infektionen ausmachen und dass die Mehrheit der Hundepopulation in solchen Gebieten exponiert und infiziert ist, ohne klinische Anzeichen einer Erkrankung zu zeigen. Die Studie zeigt zudem sehr deutlich, wie wichtig und sinnvoll eine Leishmaniose-Prophylaxe und zusätzlich die Vermeidung einer Exposition gegenüber Sandmücken ist. Neben der Anwendung der gängigen chemoprophylaktischen Maßnahmen sollten Reisen mit Hunden in Risikogebiete zur flugaktiven Zeit der Sandmücken möglichst vermieden werden. Alternativ sollten Hunde in Endemiegebieten nach Eintritt der Dämmerung in Innenräumen untergebracht werden, die im Idealfall noch mit imprägnierten Sandmückennetzen abgedichtet worden sind.

Quelle: Parasitol. Res. 2021;120:289–300.

Eine Infektion mit Babesia divergens ist die häufigste Ursache für das Auftreten der Babesiose bei Rindern in europäischen Ländern nördlich der Alpen. Babesia divergens wird von Zecken der Art Ixodes ricinus (Holzbock) übertragen, welche in Deutschland die am häufigsten vorkommende Zeckenart ist. Während die Larven dieser Zecke kleine Säugetiere und Vögel bevorzugen, befallen Nymphen und adulte Zecken eher große Säugetiere einschließlich Mensch und Rind. Typische Lebensräume von Ixodes ricinus umfassen Wälder, Büsche und hohes Gras. Während gut gepflegte Weiden eigentlich einen eher minderwertigen Lebensraum darstellen, können Hecken und Baumbestand zwischen den Weiden jedoch die Population der Zecke erhalten und einen möglichen Übertragungsort für Babesia divergens darstellen. Zu den klinischen Symptomen der Rinderbabesiose gehören eine erhöhte Körpertemperatur, Anorexie, Schwäche und hämolytische Anämie, begleitet von Tachykardie und Tachypnoe. Die Schleimhäute können blass oder gelblich sein, auf dem Höhepunkt der hämolytischen Krise kann eine Hämoglobinurie auftreten. Spontanheilungen sind bei dieser Erkrankung selten, die Sterblichkeitsrate ergibt sich hauptsächlich aus der Geschwindigkeit der Diagnosestellung und der Zeit bis zum Einleiten einer adäquaten Behandlung. Bei Rindern existiert eine sogenannte inverse Altersresistenz, welche auf subklinische oder leichte Infektionen mit anschließender Immunitätsbildung bei Tieren unter 9 Monaten zurückzuführen ist. Die Immunität wird dann durch wiederholte Exposition gegenüber dem Krankheitserreger aufrechterhalten. Daher sind klinische Fälle in endemischen Regionen selten und betreffen normalerweise immungeschwächte Tiere oder Rinder, die im ersten Lebensjahr keinen Zugang zur Weide hatten.

In der Vergangenheit haben mehrere Studien den Rückgang der Prävalenz des Erregers Babesia divergens in Europa gezeigt. Im Juni 2018 starben jedoch 21 erwachsene Tiere eines norddeutschen Rinderhalters, welche klassische Symptome einer Babesiose zeigten. Zu diesem Zeitpunkt umfasste der Bestand des Bio-Betriebes 150 Fleckvieh- und Angusrinder in fünf extensiv bewirtschafteten Mutterherden, die auf verschiedenen Weiden standen. Die meisten Tiere waren auf dem Hof geboren und aufgewachsen. Die Weiden des Betriebes grenzen an ein Naturschutzgebiet, das von Mooren, Graslandschaften und einem See geprägt ist. Das Naturschutzgebiet dient auch als beliebtes Erholungsgebiet. Am 3. Juni 2018 wurde erstmals bei einem Rind einer aus 56 Tieren bestehenden Herde eine Hämoglobinurie festgestellt. Die Herde war 10 Tage zuvor auf eine bis dahin nicht genutzte Weide umgestellt worden. Am 5. Juni wurden ein Bulle und fünf Kühe tot auf der Weide gefunden, am Tag darauf starb eine weitere Kuh. Zunächst wurde eine Vergiftung über den auf der Weide vorhandenen See als Todesursache angesehen, so dass die Herde auf eine andere Weide verlegt wurde. Trotz des Umzugs der Herde kam es zu weiteren Todesfällen, darunter acht Kühe aus einer zweiten Herde, die zuvor daneben weideten und die sich der ersten Herde angeschlossen hatten, um die verwaisten Kälber zu pflegen. Am 20. Juni wurden zwei klinisch erkrankte Kühe in die Tierärztliche Hochschule Hannover gebracht. Die beiden Kühe zeigten einen Zeckenbefall, Hämoglobinurie, verringerte Futteraufnahme, Depression und Bewegungsstörungen. Die klinische Untersuchung der Tiere ergab die charakteristischen Symptome einer Babesiose mit Fieber und gelb-blassen Schleimhäuten. In den Blutausstrichen der Tiere wurden die typischen Merozoiten von Babesia divergens auf der Erythrozytenoberfläche nachgewiesen. Die Diagnose wurde per PCR-Test bestätigt. Eines der Tiere erholte sich nach der Behandlung mit Imidocarb-Dipropionat, das andere Tier verstarb. Am 3. Juli 2018 wurde die gesamte Rinderherde prophylaktisch mit Imidocarb-Dipropionat behandelt. Insgesamt starben in diesem Jahr jedoch 21 Rinder des Betriebes an den Folgen einer Babesiose, alle Tiere waren älter als 2 Jahre.
Im darauffolgenden Jahr 2019 wurden alle erwachsenen Tiere des Betriebes prophylaktisch behandelt. Trotzdem wurden auch in diesem Jahr 4 tote Kühe gefunden, mehrere Tiere zeigten zudem klinische Zeichen einer Babesiose. Im März 2020 wurden 95 Rinder auf Antikörper gegen Babesia divergens getestet und bei 36 von ihnen (37,89%) wurden positive Titer ermittelt. Dies ist von praktischer Relevanz, da die meisten klinischen Erkrankungen bei seronegativen Tieren auftreten. Bis Mai 2020 wurden auf dem betroffenen Hof keine weiteren klinischen Fälle von Babesiose festgestellt.
Auf den Weiden des Hofes, auf denen die Babesiose aufgetreten war, wurden im Juni, September und Oktober 2018 sowie im März und Juni 2019 auch Zecken gesammelt und analysiert. Bei den untersuchten1430 Zecken der Art Ixodes ricinus konnte zwar keine DNA von Babesia divergens nachgewiesen werden, trotzdem deuten die epidemiologischen Daten laut der Autoren der Studie auf eine Verbreitung von Zecken hin, die mit dem Erreger befallen waren. Es ist wahrscheinlich, dass der Erreger über infizierte Zecken an Zugvögeln auf die Weiden des Hofes eingeschleppt wurde, da das Gebiet auch als Brut- und Überwinterungsstätte für viele Vogelarten dient.

Die Prävalenz der Rinderbabesiose, welche durch den Erreger Babesia divergens ausgelöst wird, ist in den letzten Jahrzehnten in vielen Teilen Europas zurückgegangen. Dieser Rückgang hat wahrscheinlich zu einem Verlust der Herdenimmunität geführt, was zu einer instabilen epidemiologischen Situation und einem Rückgang des Bewusstseins für die Krankheit bei Tierärzten und Landwirten geführt hat. Die Erkrankung ist jedoch noch immer von veterinärmedizinischer Bedeutung und kann erhebliche wirtschaftliche Verluste verursachen, wenn sie in nicht-endemischen Gebieten auftritt. Eine Therapie oder Prophylaxe mit dem Präparat Imidocarb-Dipropionat gestaltet sich in der Praxis häufig schwierig, da das Präparat in einigen europäischen Ländern nicht zugelassen ist. Zudem ist die laut Verordnung vorgeschriebene Wartezeit von 213 Tagen für viele Landwirte in der Fleischproduktion nicht realisierbar.
Neben einer Erkrankungsgefahr bei Rindern ist Babesia divergens auch von zoonotischer Bedeutung, da der Erreger auch beim Menschen zu potenziell tödlichen Krankheitsverläufen führen kann, dies vor allem bei splenektomierten und immungeschwächten Patienten.

Quelle: Front. Vet. Sci. 2020 Sept 15;7:649-657.

Hohe Dichte an Mikrofilarien bei Hunden mit Dirofilaria repens – ein Fallbericht
Beim Erreger Dirofilaria repens handelt es sich um einen Fadenwurm, der über verschiedene Mückenarten, die als Vektor fungieren, auf den Wirt übertragen wird. Die durch den Erreger verursachte kutane Dirofilariose (Hautwurmkrankheit) ist bei Hunden eine unterdiagnostizierte Erkrankung, obwohl diese für ihr zoonotisches Potential und ihre zunehmende Verbreitung auch in Deutschland bekannt ist. Die erwachsenen Würmer dieses Erregers befinden sich im Normalfall in der Haut im subkutanen Gewebe, wo sie Juckreiz, Knoten und Entzündungen verursachen können, während die Mikrofilarien im Blut zirkulieren. Beide Entwicklungsstadien können jedoch auch Organ- oder Augenschäden verursachen oder den Verlauf anderer Erkrankungen erschweren. Eine Infektion beim Menschen ist selten und der Wurm reift hier oft nicht zum adulten Stadium aus. Allerdings gibt es eine wachsende Zunahme an Fallberichten, bei denen der Parasit auch im Menschen das Stadium für die Produktion von Mikrofilarien erreicht hat. So wurde kürzlich in Polen der Fall eines menschlichen Patienten dokumentiert, bei dem 360 Mikrofilarien pro ml Blut gezählt wurden. Die rechtzeitige Diagnostik und Therapie des Hautwurmes bei Hunden wird daher immer wichtiger, da Hunde mit einer Mikrofilarämie ein bedeutendes Erregerreservoir darstellen.

In einem nun veröffentlichten Fallbericht wurde bei 62 mit Hautwürmern infizierten Hunden per Knott-Test die Dichte der Mikrofilarien bestimmt. Als Grenzwert für eine starke Mikrofilarämie wurde ein Ergebnis von 10.000 Mikrofilarien pro ml Blut festgelegt. Zu den hämatologischen und biochemischen Befunden bei den Hunden in der Studie gehörten Anämie, Thrombozytopenie, Leukozytose, Neutrophilie, Eosinophilie, Monozytose, erhöhte Leber- und Nierenwerte sowie Hypoalbuminämie. Die durchschnittliche Zahl an Mikrofilarien betrug 675 pro ml Blut. Es wurden 4 Tiere mit sehr hoher Dichte an Mikrofilarien ermittelt, von denen lediglich 1 Hund klinische Auffälligkeiten zeigte. Bei diesem Hund kam es nach der Therapie zu Komplikationen in Form einer schweren Dermatitis, welche möglicherweise mit dem Absterben einer großen Menge Wolbachien im Zusammenhang stehen könnte. Wolbachien sind Bakterien, die als Endosymbionten in verschiedenen Filarienarten leben, so auch in Dirofilaria repens. Bei den anderen 3 Hunden mit starker Mikrofilarämie, die in diesem Fallbericht beschrieben sind, wurde die Erkrankung zufällig im Rahmen der Diagnostik von Begleiterkrankungen festgestellt. Der in einem Fall ermittelte Wert von 178.000 Mikrofilarien pro ml Blut entspricht dem höchsten jemals bei einer Infektion mit Dirofilaria repens ermittelten Ergebnis. Erstaunlicherweise zeigte dieser Hund klinisch nicht die für eine Infektion mit Hautwürmern zu erwartenden Symptome, sondern der Hund wurde mit Larynxlähmung, Dyspnoe und Zyanose vorgestellt. Die Autoren vermuten hier trotzdem einen kausalen Zusammenhang, da die extrem hohe Dichte an Mikrofilarien bei diesem Hund vermutlich zu einer Immunschwäche geführt hat, welche die Komorbiditäten zur Folge hatte.

Es ist bekannt, dass Helminthen, zu denen auch Dirofilaria repens gehört, die Immunantwort des Wirtes unterdrücken, um die Etablierung einer Infektion zu ermöglichen. Dies wird auch durch die nun vorgestellten Fälle bestätigt, da alle Tiere mit hoher Mikrofilarämie schwere Komorbiditäten aufwiesen, was auf eine Immunschwäche hindeutet. Die derzeitig empfohlenen Therapiestandards unterscheiden nicht zwischen Hunden mit geringer und hoher Dichte an Mikrofilarien. Dieser Fallbericht zeigt, dass es auch bei einer Infektion mit Dirofilaria repens zu einer starken Mikrofilarämie kommen kann. Bei den betroffenen Hunden ist möglicherweise eine Anpassung der Therapieprotokolle notwendig, damit die Filariendichte langsam reduziert wird und Komplikationen der Therapie vermieden werden. Dies erscheint umso wichtiger, da die Mikrofilarien von Dirofilaria repens im Gegensatz zu denen anderer Erreger eine beachtliche Größe besitzen. Regelmäßig durchgeführte Messungen im Labor von Parasitus ex e.V. zeigen, dass die Mikrofilarien von Dirofilaria repens durchaus eine Länge von etwa 370 µm und eine Breite von etwa 8 µm aufweisen.
Infektionen mit dem Hautwurm werden häufig zufällig bei der Diagnostik anderer Erkrankungen detektiert. Vermutlich existiert daher ein größeres Erregerreservoir als vermutet, was höhere Infektionsraten auch beim Menschen bedeuten könnte. Allein dies rechtfertigt eine verstärkte Testung von Hunden, zumal sich die Therapie positiv getesteter Hunde relativ einfach gestaltet. Wir bei Parasitus Ex haben dies bereits vor vielen Jahren erkannt und umgesetzt. So ist in jedem Profil (auch im Deutschlandprofil 3D) ein Knott-Test enthalten, welcher die Diagnostik und Behandlung auch symptomloser Hunde ermöglicht.

Quelle : Front. Vet. Sci. 2020 Sept 22;7:1-6.