Überblick Leishmaniose

Phlebotomus perniciosus ♂ 

Leishmaniose-typische Haut- und Augenveränderungen bei einem Boxer

Leishmania infantum im Knochenmarkausstrich eines Hundes

Allgemeines:

Bei der Leishmaniose handelt es sich um eine parasitäre Infektionserkrankung, die durch Leishmania Arten hervorgerufen und überwiegend von Sandmücken übertragen wird. Andere Übertragungsarten können sein: Deckakt, Transfusion, intrauterine und diaplazentare Übertragung. Die Erkrankung verläuft schubweise und mit unterschiedlichem Schweregrad, je nach Art der Immunreaktion. Tiere mit vorwiegend humoraler Immunreaktion (TH2-Lymphozyten) zeigen oft eine starke Produktion nicht-protektiver Antikörper mit schweren klinischen Verläufen. Tiere mit vorwiegend zellulärer Immunreaktion (TH1-Lymphozyten) erkranken oft weniger schwer.

Erreger:

In Europa: Leishmania infantum mit mind. 30 Erregervarianten. Zoonose. Eine direkte Übertragung vom Hund auf den Menschen ist in Deutschland nicht dokumentiert.

Überträger/Übertragung/Wirte:

Überträger:
Sandmücken der Gattung Phlebotomus (eine Auswahl):
    Phlebotomus perniciosus (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal).
    Phlebotomus ariasi (Italien, Frankreich).
    Phlebotomus neglectusPhlebotomus perfiliewiPhlebotomus tobbi (Griechenland).

Übertragung:
Sofort mit dem Sandmückenstich.
Inkubationszeit: 1 Monat bis mehrere (7) Jahre.
Präpatenz: Wenige Tage.
Patenz: Jahre (lebenslang).

Wirte:
Mensch, Hund, Fuchs, Katze, Wolf, Nagetiere.

Verbreitung:

siehe Karte
Leishmania infantum (in Europa): bis zum 48. (-50.) nördlichen Breitengrad (Deutschland, Frankreich, Schweiz, Italien, ehem. Jugoslawien, Albanien, Spanien, Portugal, Griechenland).

Diagnostik:

Direkter Erregernachweis: z.B. Giemsa-gefärbter Ausstrich aus nässenden Hautläsionen (Abklatschpräparat), Kniekehllymphknoten (Biopsie), Knochenmark (Biopsie) und/oder PCR aus Blut/Knochenmark/Konjunktivalabstrich (Achtung: Nur zellreiche Abstriche einsenden).
Cave: Ein negatives PCR-Ergebnis schließt eine Erkrankung nicht aus!
Indirekter Erregernachweis: Nachweis von Antikörpern (Titer) per ELISA oder IFAT.
DD: Räude, Demodikose, Malignes Lymphom, Mykosen.
Die Leishmaniose tritt häufig in Begleitung von Co-Infektionen wie Ehrlichiose, Babesiose etc. auf. Bei der Diagnostik muss daher unbedingt ein komplettes Reiseprofil (Untersuchungsauftrag) entsprechend des Herkunftslandes erstellt werden.

Symptome:

Beginn meist unspezifisch: Anämie, Apathie, Lethargie, Desquamation, Appetitlosigkeit, Abmagerung.
Später:

Äußere Symptome:

Lymphadenopathie, Einreißen der Ohrränder, Alopezie, „Brillenbildung“, Hautläsionen, Dermatitis, Keratokonjunktivitis, Uveitis, verstärktes Krallenwachstum, offene Ballen.
Äußere Symptome können auftreten, die Erkrankung kann aber auch völlig ohne äußere Auffälligkeiten verlaufen. Regelmäßige Blutuntersuchungen sind zur Vermeidung von Organschäden daher unerlässlich!!!
Innere Symptome:  Splenomegalie, Hepatomegalie, Proteinurie, nicht-regenerative Anämie, Zerstörung des Knochenmarks, Glomerulonephritis.

Labor:

Blut: Erythrozyten (RBC) ↓, Hämoglobin (HGB) ↓, Hämatokrit (HCT) ↓, Thrombozyten (PLT) ↓, Leukozyten (WBC) ↓, Gesamteiweiß (TP) ↑, Albumin ↓, γ-Globuline ↑, Kreatinin (Crea) ↑, Harnstoff (Urea) ↑, C-reaktives Protein (CRP) ↑.
Urin: Eiweiß-Kreatinin-Quotient (UPC) ↑.

Behandlung:

LeishVet Guideleines 2018.

Eine den Erreger eliminierende Therapie ist nicht bekannt, die Erkrankung ist daher nicht heilbar. Das alleinige Vorhandensein eines Titers ist keine therapeutische Indikation. Die Therapieempfehlungen in Deutschland unterscheiden sich von denen der Herkunftsländer, da in diesen der Hund als Erregerreservoir gilt und daher vor Ort häufig sehr aggressiv therapiert wird. Empfohlene Vorgehensweise: Alle 3 Monate Monitoring mit Blutbild, Klinischer Chemie, Eiweißelektrophorese, evtl. Harnstatus/UPC. Bei unkompliziertem Verlauf kann das Monitoring auf alle 6 Monate ausgedehnt werden. Je nach klinischer Symptomatik muss zudem individuell therapiert werden mit:
Leishmanistatika: Medikamente, welche auf Leishmanien eine (das Wachstum) hemmende Wirkung haben z.B. Allopurinol.

Naturheilkundliche TherapieSiehe FAQ

Wichtig: Wegen der Gefahr der Bildung von Xanthinsteinen ist unter Allopurinol eine purinarme Ernährung notwendig. Bitte beachten Sie hierzu auch den entsprechenden Abschnitt in unseren FAQ

Immunmodulatoren: Beeinflussen das Immunsystem in Richtung zellulärer Immunreaktion z.B. Domperidon.
Leishmaniziden: Medikamente, welche auf Leishmanien eine abtötende Wirkung haben z.B. Miltefosin,Antimoniate.

CaveNebenwirkungen beachten! Eine systemische Kortisontherapie ist bei vektorbasierten Erkrankungen in der Regel kontraindiziert und darf nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen! Eine Impfung aktiviert die humorale Immunreaktion und kann einen Schub zur Folge haben! Es müssen parallel auch immer die Co-Infektionen behandelt werden, da sich die Leishmaniose ansonsten häufig nicht ausreichend stabilisieren lässt!

Wichtig: Die Sensitivität des Erregers gegenüber Leishmaniziden nimmt mit wiederholtem Einsatz ab. Diese Präparate sollten daher mit Bedacht und nur bei ausgeprägter klinischer Symptomatik eingesetzt werden:
Ann Trop Med Parasitol. 1992 Dec;86(6):613-620.

Vorbeugung:

Impfprophylaxe: Aktuell 2 Impfstoffe auf dem Markt. Es handelt sich bei beiden Impfstoffen um Immunmodulatoren, welche eine Infektion nicht verhindern.
Chemoprophylaxe: Domperidon.
Prävention: Zum Beispiel permethrinhaltige und flumethrinhaltige Spot ons und/oder Halsbänder. Lassen Sie sich in diesem Fall rechtzeitig vor Reiseantritt von uns oder ihrem Tierarzt beraten.
Verhaltensprophylaxe: Sandmückenbiotope meiden. Hunde sollten während der Risikozeiten nicht in Risikogebiete reisen. Dämmerungsaktive Phase vermeiden (1 Stunde vor/1 Stunde nach Sonnenaufgang/Sonnenuntergang). Reisen zur flugaktiven Zeit der Sandmücke (März-Oktober) vermeiden.
Zuchtausschluss infizierter Tiere!

„Canine Leishmaniose – Zusammenhang zwischen
Immunreaktion und klinischem Verlauf „

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