Hohe Dichte an Mikrofilarien bei Hunden mit Dirofilaria repens – ein Fallbericht

Hohe Dichte an Mikrofilarien bei Hunden mit Dirofilaria repens – ein Fallbericht
Beim Erreger Dirofilaria repens handelt es sich um einen Fadenwurm, der über verschiedene Mückenarten, die als Vektor fungieren, auf den Wirt übertragen wird. Die durch den Erreger verursachte kutane Dirofilariose (Hautwurmkrankheit) ist bei Hunden eine unterdiagnostizierte Erkrankung, obwohl diese für ihr zoonotisches Potential und ihre zunehmende Verbreitung auch in Deutschland bekannt ist. Die erwachsenen Würmer dieses Erregers befinden sich im Normalfall in der Haut im subkutanen Gewebe, wo sie Juckreiz, Knoten und Entzündungen verursachen können, während die Mikrofilarien im Blut zirkulieren. Beide Entwicklungsstadien können jedoch auch Organ- oder Augenschäden verursachen oder den Verlauf anderer Erkrankungen erschweren. Eine Infektion beim Menschen ist selten und der Wurm reift hier oft nicht zum adulten Stadium aus. Allerdings gibt es eine wachsende Zunahme an Fallberichten, bei denen der Parasit auch im Menschen das Stadium für die Produktion von Mikrofilarien erreicht hat. So wurde kürzlich in Polen der Fall eines menschlichen Patienten dokumentiert, bei dem 360 Mikrofilarien pro ml Blut gezählt wurden. Die rechtzeitige Diagnostik und Therapie des Hautwurmes bei Hunden wird daher immer wichtiger, da Hunde mit einer Mikrofilarämie ein bedeutendes Erregerreservoir darstellen.

In einem nun veröffentlichten Fallbericht wurde bei 62 mit Hautwürmern infizierten Hunden per Knott-Test die Dichte der Mikrofilarien bestimmt. Als Grenzwert für eine starke Mikrofilarämie wurde ein Ergebnis von 10.000 Mikrofilarien pro ml Blut festgelegt. Zu den hämatologischen und biochemischen Befunden bei den Hunden in der Studie gehörten Anämie, Thrombozytopenie, Leukozytose, Neutrophilie, Eosinophilie, Monozytose, erhöhte Leber- und Nierenwerte sowie Hypoalbuminämie. Die durchschnittliche Zahl an Mikrofilarien betrug 675 pro ml Blut. Es wurden 4 Tiere mit sehr hoher Dichte an Mikrofilarien ermittelt, von denen lediglich 1 Hund klinische Auffälligkeiten zeigte. Bei diesem Hund kam es nach der Therapie zu Komplikationen in Form einer schweren Dermatitis, welche möglicherweise mit dem Absterben einer großen Menge Wolbachien im Zusammenhang stehen könnte. Wolbachien sind Bakterien, die als Endosymbionten in verschiedenen Filarienarten leben, so auch in Dirofilaria repens. Bei den anderen 3 Hunden mit starker Mikrofilarämie, die in diesem Fallbericht beschrieben sind, wurde die Erkrankung zufällig im Rahmen der Diagnostik von Begleiterkrankungen festgestellt. Der in einem Fall ermittelte Wert von 178.000 Mikrofilarien pro ml Blut entspricht dem höchsten jemals bei einer Infektion mit Dirofilaria repens ermittelten Ergebnis. Erstaunlicherweise zeigte dieser Hund klinisch nicht die für eine Infektion mit Hautwürmern zu erwartenden Symptome, sondern der Hund wurde mit Larynxlähmung, Dyspnoe und Zyanose vorgestellt. Die Autoren vermuten hier trotzdem einen kausalen Zusammenhang, da die extrem hohe Dichte an Mikrofilarien bei diesem Hund vermutlich zu einer Immunschwäche geführt hat, welche die Komorbiditäten zur Folge hatte.

Es ist bekannt, dass Helminthen, zu denen auch Dirofilaria repens gehört, die Immunantwort des Wirtes unterdrücken, um die Etablierung einer Infektion zu ermöglichen. Dies wird auch durch die nun vorgestellten Fälle bestätigt, da alle Tiere mit hoher Mikrofilarämie schwere Komorbiditäten aufwiesen, was auf eine Immunschwäche hindeutet. Die derzeitig empfohlenen Therapiestandards unterscheiden nicht zwischen Hunden mit geringer und hoher Dichte an Mikrofilarien. Dieser Fallbericht zeigt, dass es auch bei einer Infektion mit Dirofilaria repens zu einer starken Mikrofilarämie kommen kann. Bei den betroffenen Hunden ist möglicherweise eine Anpassung der Therapieprotokolle notwendig, damit die Filariendichte langsam reduziert wird und Komplikationen der Therapie vermieden werden. Dies erscheint umso wichtiger, da die Mikrofilarien von Dirofilaria repens im Gegensatz zu denen anderer Erreger eine beachtliche Größe besitzen. Regelmäßig durchgeführte Messungen im Labor von Parasitus ex e.V. zeigen, dass die Mikrofilarien von Dirofilaria repens durchaus eine Länge von etwa 370 µm und eine Breite von etwa 8 µm aufweisen.
Infektionen mit dem Hautwurm werden häufig zufällig bei der Diagnostik anderer Erkrankungen detektiert. Vermutlich existiert daher ein größeres Erregerreservoir als vermutet, was höhere Infektionsraten auch beim Menschen bedeuten könnte. Allein dies rechtfertigt eine verstärkte Testung von Hunden, zumal sich die Therapie positiv getesteter Hunde relativ einfach gestaltet. Wir bei Parasitus Ex haben dies bereits vor vielen Jahren erkannt und umgesetzt. So ist in jedem Profil (auch im Deutschlandprofil 3D) ein Knott-Test enthalten, welcher die Diagnostik und Behandlung auch symptomloser Hunde ermöglicht.

Quelle : Front. Vet. Sci. 2020 Sept 22;7:1-6.