Überblick Ehrlichiose

Rhipicephalus sanguineus ♂

Augenveränderungen bei einem Hund mit Ehrlichiose (hier: periodische Anisokorie)

Rhipicephalus sanguineus ♀

Allgemeines:

Bei der Ehrlichiose handelt es sich um eine parasitäre Infektionserkrankung, die durch Ehrlichia Arten hervorgerufen und von Zecken übertragen wird. Ehrlichia canis parasitiert obligat intrazellulär in den Monozyten, wo sie als Morulae vorzufinden sind. Die Erkrankung verläuft in akuten und chronischen Phasen.

Erreger:

Beim Hund: Ehrlichia canis. Ehrlichien gehören zur Ordnung der Rickettsien und sind somit Bakterien. Keine Zoonose.

Überträger/Übertragung/Wirte:

Überträger: Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus).

Übertragung:
Ab 3 Stunden nach Beginn des Saugaktes.
Inkubationszeit: 7 bis 20 Tage.
Präpatenz: Wenige Tage.
Patenz: In der Regel lebenslang, meist keine Erregerelimination möglich.

Wirte:
Hund, Schaf, Rind, Pferd, Wolf, Fuchs, Pferd, Rotwild, Nagetier.

Verbreitung:

siehe Karte

Ab Zentralfrankreich südwärts in allen europäischen Mittelmeerländern einschließlich Portugal. In Deutschland ist die braune Hundezecke in freier Natur nicht dauerhaft überlebensfähig. Zecken, die an importierten Hunden mitgebracht wurden, können aber in beheizten Unterkünften wie Wohnungen, Hundezwingern und Tierheimen durchaus überleben und sich massenhaft vermehren.

Diagnostik:

Direkter Erregernachweis: Giemsa-gefärbter Blutausstrich mit Nachweis von monozytären Morulae gelingt nur in der akuten Phase. Eine PCR aus Blut ist als direkter Erregernachweis zu bevorzugen. Cave: Ein negatives PCR-Ergebnis schließt eine Erkrankung nicht aus!
Indirekter Erregernachweis: Nachweis von Antikörpern (Titer) per IFAT oder ELISA.
DD: Anaplasmose, Hepatozoonose, Babesiose, Niereninsuffizienz.
Die Ehrlichiose tritt häufig in Begleitung von Co-Infektionen wie Babesiose, Anaplasmose, Hepatozoonose etc. auf. Bei der Diagnostik muss daher unbedingt ein komplettes Reiseprofil (Untersuchungsauftrag) entsprechend des Herkunftslandes erstellt werden.

Symptome:

Akute Phase (1-3 Wochen): Fieber, Apathie, Lethargie, gastrointestinale Störungen, Splenomegalie, Lymphadenopathie, Thrombozytopenie, Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Petechien.
Die Symptome in der akuten Phase ähneln oft denen der Anaplasmose. Generell verläuft die Ehrlichiose aber oft schwerwiegender als die Anaplasmose.
Chronische Phase: Panzytopenie, Uveitis, Hornhauttrübung, Netzhautablösung, Nierenschäden mit Proteinurie („Silent killer effect“): World Small Animal Veterinary Association World Congress Proceedings, 2015.

Labor:

Blut: Thrombozyten (PLT) ↓ Die Thrombopenie ist Leitsymptom!, Gesamteiweiß (TP) ↑, Albumin ↓, γ-Globuline ↑. Im weiteren Verlauf auch: Erythrozyten (RBC) ↓, Hämatokrit (HCT) ↓, Leukozyten (WBC) ↓, Kreatinin (Crea) ↑, Harnstoff (Urea) ↑.
Urin: 
Eiweiß-Kreatinin-Quotient (UPC) ↑.

Behandlung:

Das alleinige Vorhandensein eines Titers ist keine therapeutische Indikation. Bei akuten Symptomen mit entsprechenden Veränderungen im Blutbild erfolgt die Behandlung mittels Antibiose, in schweren Fällen kann Imidocarb-Dipropionat als Booster eingesetzt werden:
Parasit Vectors. 2015 Feb;4(8):75-94.

Eine Eliminination des Erregers wird in der Regel nicht erreicht. Empfohlene Vorgehensweise in der chronischen Phase: Alle 6-12 Monate Monitoring mit Blutbild, Klinischer Chemie, Eiweißelektrophorese, evtl. Harnstatus/UPC.

Cave: Doxycyclinhyclat führt zu schweren Schleimhautreizungen, die Tabletten daher nie auf nüchternen Magen verabreichen. Zum Schutz des Ösophagus hat es sich bewährt, die Tablette mit Futter zusammen zu verabreichen (Tablette in einer Fleischtasche oder einem Hühnerherz verstecken).
Imidocarb bei vorbestehenden Leber- und Nierenerkrankungen vorsichtig einsetzen. Bei diesem Präparat gibt der Hersteller die Dosierung pro 10 kg Hund an! Die subkutane Injektion ist der intramuskulären Injektion zu bevorzugen, da die i.m.-Injektion des Wirkstoffes extrem schmerzhaft ist und zu Abszessen und Nekrosen führen kann. Zudem ist bei i.m.-Injektion aufgrund der schnelleren Resorptionsrate die Gefahr der Nebenwirkungen erhöht (Speicheln, gastrointestinale Störungen, Leber- und Nierenversagen). Präparat nicht intravenös verabreichen!
Eine systemische Kortisontherapie ist bei vektorbasierten Erkrankungen in der Regel kontraindiziert und darf nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen!
Es müssen parallel auch immer die Co-Infektionen behandelt werden, da sich die Erkrankung ansonsten häufig nicht ausreichend stabilisieren lässt!

Vorbeugung:

Zum Beispiel permethrinhaltige und flumethrinhaltige Spot ons und/oder Halsbänder. Lassen Sie sich in diesem Fall rechtzeitig vor Reiseantritt von uns oder ihrem Tierarzt beraten.
Verhaltensprophylaxe: Vermeidung von Zeckengebieten