Update zu den immuntherapeutischen Möglichkeiten beim Leishmaniose-positiven Hund

Der Einfluss des Immunsystems bei der Manifestation einer klinischen Leishmanioseerkrankung ist unumstritten. Demnach ist richtungsweisend, welche Art der Immunreaktion der Organismus nach einer Infektion mit Leishmania infantum zeigt. Tiere mit vorwiegend TH1-vermittelter zellulärer Immunreaktion erkranken dementsprechend oft weniger schwer. Bei Tieren mit vorwiegend TH2-vermittelter humoraler Immunreaktion kommt es im Laufe der Erkrankung zu einer starken Erhöhung der Produktion von Antikörpern, welche keinerlei Schutzwirkung besitzen. Ganz im Gegenteil, ein großer Teil der Leishmaniose-assoziierten Probleme werden nicht durch den Erreger selbst, sondern durch die Aktivierung der humoralen Abwehr ausgelöst.

Ein kürzlich im Fachmagazin „Research in Veterinary Science“ publizierter Review verschafft dem Praktiker einen Überblick über aktuell bereits vorhandene Möglichkeiten immunmodulatorischer Maßnahmen. Demnach konnte sich Leisguard, ein Präparat mit dem Wirkstoff Domperidon, welcher die zelluläre Immunreaktion über eine erhöhte Prolaktinausschüttung in der Hypophyse stimulieren soll, bereits im klinischen Einsatz etablieren. Vorgestellt werden weiterhin Behandlungsversuche mit therapeutischen Vakzinen, von denen 2 Präparate auch in Europa zugelassen sind. Der therapeutische Einsatz dieser Vakzine erbrachte in den diskutierten Studien vielversprechende Resultate, nämlich eine deutliche klinische Verbesserung der behandelten Hunde, welche vor allem bei leicht oder moderat erkrankten Hunden von Relevanz war. Kritisch diskutiert werden auch neuere Präparate, welche dem Segment der Nahrungsergänzungsmittel zugeordnet werden. In einer Studie von 2015 konnte gezeigt werden, dass der Einsatz diätetischer Nukleotide zu einer leichten klinischen Verbesserung bei Hunden mit Leishmaniose führen kann. Allerdings gibt es zu diesem Thema aktuell kaum brauchbare und unabhängige Studien, da das Studiendesign innerhalb der verfügbaren Publikationen nicht wissenschaftlich fundiert ist. So fehlen unter anderem Kontrollgruppen, es wurden innerhalb einer Gruppe unterschiedliche Nukleotide eingesetzt, es gibt nur einen relativ kurzen Follow-up Zeitraum oder die Studien wurden vom Hersteller der Präparate finanziert.

Es werden weiterhin unterschiedliche Strategien und Denkansätze angesprochen, die bei der Entwicklung neuer Immunmodulatoren zukünftig von Bedeutung sein werden. So könnten demnächst die Toll-like-Rezeptoren (TLR) als Zielstrukturen immunmodulierender Präparate dienen, da TLR-Agonisten die Produktion pro-inflammatorischer Zytokine stimulieren, welche eine überaus wichtige Rolle bei der Parasitenbekämpfung einnehmen. Auch die therapeutische Anwendung von Zytokinen, monoklonalen Antikörpern, antimikrobiellen Proteinen und Pflanzenextrakten zum Zweck der Immunmodulation wird vorgestellt und kritisch diskutiert. All diese Substanzen besitzen sicherlich das Potenzial eines immuntherapeutischen Einsatzes bei der Behandlung einer Leishmanioseerkrankung. Allerdings sind die meisten dieser Präparate noch in der vorklinischen Entwicklungsphase und es werden noch viele Studien nötig sein, bis diese Präparate offiziell für die Leishmaniosetherapie zugelassen und für den praktischen Einsatz verfügbar sind. Zudem bleibt abzuwarten, inwiefern zukünftig immuntherapeutische Substanzen als alleinige Therapie bei einer bereits klinisch manifesten Leishmaniose eingesetzt werden können. Bislang scheint es eher so, dass bei akut erkrankten Tieren der Einsatz leishmanistatischer oder leishmanizider Präparate trotz Einsatz immunmodulierender Wirkstoffe nicht umgangen werden kann.

Quelle : Res Vet Sci. 2019 Aug;125:218-226