Forscher finden Zecken im subkutanen Gewebe von Rotfüchsen in Deutschland

Zecken der Gattungen Ixodes und Dermacentor sind innerhalb von Europa weit verbreitet. Füchse in Deutschland werden besonders häufig von den Arten Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock) und Ixodes hexagonus (Igelzecke) befallen. Zecken sind normalerweise auf der äußeren Oberfläche ihres Wirtes zu finden. Im Rahmen des Saugaktes dringen ihre Stech- und Saugorgane je nach Länge in die verschiedenen Hautschichten des Wirtes ein. Zecken mit kurzen Mundwerkzeugen gelangen hierbei gerade einmal bis in die Epidermis (Oberhaut), während Zecken mit langen Mundwerkzeugen, zu denen auch die Gattung Ixodes gehört, auch in tiefere Schichten der Dermis (Lederhaut) eindringen können. Bei einigen Wirten konnten in der Vergangenheit bereits Zecken in tieferen Hautschichten bis ins subkutane Gewebe nachgewiesen werden, wobei es sich hier aufgrund kleiner Stichprobengrößen eher um gelegentliche Zufallsfunde handelte. Die Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig hat nun systematisch die Häufigkeit des Auftretens und die Lokalisation subkutaner Zecken bei Rotfüchsen in Deutschland untersucht.
Zwischen November 2018 und Februar 2019 wurden für die Studie Rotfüchse untersucht, die im Rahmen der traditionellen Jagd in ganz Deutschland erlegt wurden. Die viszerale (Richtung Bauchorgane zeigende) Seite der Fuchsfelle wurde hierfür visuell auf subkutane Zecken inspiziert und die Lokalisation der Zecken wurde aufgezeichnet und den verschiedenen Körperteilen zugeordnet. Die morphologische Identifizierung der Zecken erfolgte zunächst gemäß standardisierter taxonomischer Protokolle. Zecken, die auf diesem Wege nicht identifiziert werden konnten, wurden mittels histopathologischer und molekulargenetischer Verfahren analysiert und eingeordnet.
Bei den 126 Rotfüchsen, die im Rahmen der Studie untersucht wurden, handelte es sich um 75 männliche und 51 weibliche Tiere. Bezüglich der Herkunft der Tiere wurden folgende Daten erhoben: Brandenburg (n=1), Hessen (n=2), Nordrhein-Westfalen (n=56), Sachsen (n=3), Thüringen (n=5), Niedersachsen (n=45) und Schleswig-Holstein (n=14). Bei 111 der 126 Tiere wurde mindestens eine Zecke im subkutanen Gewebe gefunden (88,1%). Insgesamt wurden 1203 Zecken aus dem subkutanen Gewebe entfernt, von denen sich die meisten (n=902 bzw. 75%) in einem fortgeschrittenen Zersetzungszustand befanden. Die Häufigkeit des Auftretens subkutaner Zecken unterschied sich zwischen männlichen und weiblichen Füchsen nicht signifikant. Die Anzahl subkutaner Zecken pro Fuchs variierte zwischen 1 bis 79 Zecken, der Mittelwert betrug 10,8 Zecken pro Fuchs. Aufgrund der Zersetzung konnte eine morphologische Identifizierung und Artbestimmung bei einigen Zecken nicht durchgeführt werden, auch molekulargenetische Verfahren waren hier nicht erfolgreich. Bei gut erhaltenen Zecken (n=301 bzw. 25%) gelang eine Artbestimmung anhand morphologischer Kriterien. Somit konnten folgende Arten und Entwicklungsstadien bestimmt werden: Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock; weiblich: n=289, männlich: n=8, Nymphe: n=1), Ixodes hexagonus (Igelzecke; weiblich: n=2), Ixodes canisuga (Fuchszecke; weiblich: n=1). Die Mehrzahl (97%) der gefundenen Zecken war weiblich, diese wurden am häufigsten als Ixodes ricinus identifiziert (99%). Die gefundenen männlichen Zecken gehörten ausnahmslos der Art Ixodes ricinus an, sie waren größtenteils als Paarungspaar mit einer weiblichen Zecke im subkutanen Gewebe anzutreffen. 52,5% der Zecken wurden im Leistenbereich der Füchse gefunden, gefolgt von den Bereichen um Ohren und Achselhöhle. Vermutlich begünstigen die dünne Haut, die Hautfaltung und eine geringe Felldichte einen subkutanen  Befall an diesen Stellen. Die histologische Untersuchung der Zecken in ihrem umgebenden Gewebe bestätigte die subkutane Lokalisation. Es wurde zudem gezeigt, dass die subkutanen Zecken eine zunehmende eosinophile granulomatöse Entzündung der Kategorie 1 bis 3 im Gewebe ihres Wirtes auslösen.
Nach Kenntnis der Autoren handelt es sich hier um die erste systematische Studie zu einem subkutanen Zeckenbefall bei Rotfüchsen in Deutschland. Die Lokalisation von Zecken unter der Haut scheint bei dieser Tierart sehr häufig aufzutreten und eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Dass ein langer Saugakt das tiefe Eindringen ins Gewebe des Wirtes zu begünstigen scheint, wird bereits länger vermutet. Die aktuelle Studie bestärkt diese Vermutung, da die subkutan gefundenen Zecken zu 97% weiblich waren. Weitere Studien sind notwendig, um den Mechanismus des tiefen Eindringens ins Gewebe des Wirtes zu klären. Evolutionär scheint dieses Phänomen zumindest nicht vorteilhaft zu sein, da in den subkutanen Arealen keine lebenden Zecken gefunden wurden.
Beim Hund ist ein subkutanes Auftreten von Zecken bislang nur als Einzelfall in Schweden beschrieben. Allerdings wird nur ein äußerst geringer Teil verstorbener Haustiere obduziert, so dass die subkutane Lokalisation von Zecken möglicherweise auch beim Hund häufiger vorkommt. Ein ausreichender Zeckenschutz erscheint daher umso wichtiger, da diese im subkutanen Gewebe ausgedehnte Entzündungen hervorrufen können.

Quelle:Parasites Vectors. 2020 Apr 21;13:189-197.